Texte in Anthologien, Kunstkatalogen und Magazinen

 

 

In der im Juni 2022 erschienenen Lyrik-Anthologie „Versnetze_15“, die von Axel Kutsch herausgegeben wurde, bin ich mit den beiden Gedichten „Älterwerden als Weg“ und „Aus dem Leben eines skeptischen Parasiten“ vertreten. Sie sind ein Vorgeschmack auf meinen neuen Band mit Lyrik und Prosaminiaturen.
Die Versnetze sind das wichtigste Jahrbuch zeitgenössischer, deutschsprachiger Lyrik, wohl noch vor dem bekannteren „Jahrbuch der Lyrik“, dass inzwischen bei Schöffling & Co. verlegt wird. Die "Versnetze" erscheinen im Verlag Ralf Liebe. Für diese Ausgabe wurden 2000 Gedichte eingesendet. Es war das erste Mal, dass ich mich für eine Lyrik-Anthologie beworben habe.

 

Die Anthologie "Hear ‘em all" feiert die Stars und die Musik des Heavy Metal. Satte 80 Autoren und Autorinnen steuerten Texte zu diesem Kompendium bei, die ihre Favoriten "narrativ oder analytisch, sportlich oder elegant, kritisch, abwägend oder auch emotional völlig verblendet vorstellen" (Ventil Verlag). Ich habe mir das Paranoid-Album von Black Sabbath ausgesucht. Ein Auszug:

"Der Konfer-Raum, der den zukünftigen Konfirmanden an der Kirchsteinbeker Kirche zugeteilt ist, in der so manches Flaschen- und Aknedrehen, manch seltsame Fete ihren Ausgangspunkt hat, er erscheint bei der Musik von Black Sabbaths „Planet Caravan“ als schwebender Mond-Krater im interstellaren Kräftefeld. Die Töne fliegen schaumkissenartig durchs All, riesige Marshmellows, waldmeistergrün und ferkelrosa. Die Band hat an den Füßen Wah-Wah-Pedale montiert und geht, Big Muff!, auf großem Pedalweg durch die Milchstraße."

Der 15. Hamburger Ziegel wartet mit einem Kapitel aus meinem Episodenroman Letzte Nächte in Boohemia oder Die schwarzen Augen der Kröte auf.

"Wir hörten es, bevor wir es sehen konnten. Das nougatbraune Eichhörnchen sprang von Ast zu Ast und mit einem weiteren Satz kündigte es sich beim Herabsteigen an der Hauswand durch leises Kratzen an. Das Geräusch ging über in ein Trippeln, als prasselten Regentropfen auf die Metallschiene vor dem Fenster. Die Eichkatze, so sauber und rein war sonst nichts in Toms Welt, richtete sich demonstrativ auf, drehte ihm den kleinen Kopf zu, spielte flink mit ihren Knopfaugen, lispelte Unverständliches und kroch dann wieder herunter. Das war das Zeichen: Tom sollte Nüsse bereitlegen, schnell!"

In der 18. Ausgabe des Magazins "Kultur & Gespenster" (Thema "no balance") findet sich meine Geschichte "Nolens volens" – ein Kapitel aus meinem Roman "Psychocalypse oder Das Warten auf Fu". Ein Ausschnitt:

Er betrat plötzlich das Zimmer des Krankenhauses, in dem Marco seit Wochen lag, von dem dieser bereits fälschlicherweise dachte, es wäre seins. Mein Zimmer, mein Krankenhaus!

„Viel zu heiß hier!“, beschwerte sich der Neue innerhalb einer Sekunde, ohne dass er sich vorgestellt hätte. Marco lungerte auf dem Bett herum und spürte den verborgenen Kräften hinter seiner Bauchdecke nach. Der Neue riss alle Fenster auf und stellte die Heizung ab. Nicht dass er Marco besuchen kam. Nein, er war sein neuer Zimmernachbar. Einer, der ihm ohne Ankündigung einfach vor- oder soll man sagen beigesetzt oder noch besser: beigelegt wurde. Eine menschliche Beilage."

 

Die zweite Ausgabe der Literaturzeitschrift Hammer + Veilchen beeinhaltet drei Prosaminiaturen von mir: Vorsichtiger Versuch, Im nächsten Programm und Nervöse Schubse.

Leider hat der Layouter (?) das Ende meiner ersten Miniatur zum Intro der zweiten gemacht. Kann vorkommen. Die Erste endet mit den Worten "im Inter-Tunnel nach wer weiß wo."

Weitere Autoren der zweiten Ausgabe sind: Ulrike Anna Bleier, Wolfgang Denkel, Tanja Dückers, Jonis Hartmann, Andreas Münzner, Alexander Posch, Sascha Preiß, Peter Salomon, Judith Sombray und Bruno Teuni.

Die Zeitschrift steht kostenlos zum Download bereit: Nummer 2.

In der neuen Literaturzeitschrift Hammer + Veilchen, herausgegeben von Peter Engel und Günther Emig, befindet sich neben anderen großartigen Texten auch meine kurze Story Missie und der Fluch des Verschwindens. Die Kurzgeschichte ist ein in Prosa überführtes Exzerpt aus meinem Hörspielskript Missie Allyra und die Unbekannten, das demnächst als E-Book im Textem Verlag erscheint. Weitere Autoren der ersten Ausgabe von Hammer + Veilchen sind Herbert Hindringer, Manfred Ach, Marcus Jensen, Elke Engelhardt, Günter Guben, Bruno Teuni, Mirko Bonné, Gunter Gerlach, Walle Sayer und Jobst Knigge. Die Flugschriften für neue Kurzprosa sind als Download kostenlos erhältlich. Geplant sind vier Ausgaben pro Jahr. 

Das dreizehnte Jahrbuch für Literatur aus Hamburg, der "Hamburger Ziegel" 2012/2013, wartet u.a. mit einem Auszug aus meinem unveröffentlichten Roman "CO" auf: "Es rauschte, als horchte er mit einer Riesenmuschel das Weltall ab. Er hörte sein Blut ziehen, südwärts, von oben nach unten, in den Westen und dann wieder hoch, hörte seinen Herzschlag bummern. Hörte die Wand, als hätte sie ein Eigenleben. Die Wasserleitungen zischten und brausten, Strom summte. Er hörte ein dickwandiges Rollen, das bedrohlich wirkte. Etwas klang nach ... aber was? Dröhnen stieg auf. Von wo? War es in der Wand? Eine Stimme ertönte wieder. Berg verstand nichts, hörte nur ihren Klang: submarin."

Zwei Leseperformances der im Mai 2010 verstorbenen Künstlerin und Freundin Annette Wehrmann wurden im November 2011 von Michaela Melián im Materialverlag der Hochschule für Bildende Künste Hamburg auf einer CD herausgegeben. Der Tonträger entstand in Zusammenarbeit mit dem "Ort des Gegen e. V." Die erste Lesung wurde bei meiner Veranstaltungsreihe "Intermediate im Rialto" (5) am 5. Januar 2003 mitgeschnitten, die zweite im Rahmen von "Too Special" im B-Movie (Hamburg) im Januar 2000. Das Booklet wartet mit dem Text Annette Wehrmann als Autorin und dem Text "Gehäuftes Gegen" von H.-C. Dany auf.

Ich verfasste für das Buch zur Ausstellungsreihe R + D – Canvas Camping von Lutz Krüger und Sebastian Reuss das Storyboard der Reihe aus der Perspektive eines entführten Galeristen. Die beiden Künstler schrieben über ihr Konzept: "Canvas Camping ist ein auf Leinwand zeltendes Galerieprojekt – die fotografische Replik der Hamburger Ausstellungsreihe Trottoir/R + D als Kulisse im Maßstab 1:1. Der Hamburger Ausstellungsraum Trottoir wurde nach massiven baulichen Eingriffen unter anderem Namen weitergeführt: Trottoir/R + D. Hinter den Initialen verbirgt sich ein Konzept von Research und Development – eine Methode zur Generierung von Entdeckungen: ... das Objekt steht für den unauflösbaren Rest. Der Kontext, das System der Kunst, alles was dazugehört, die ganze Peripherie definiert Kunst als ihr schwarzes Loch (...) Weil diese Erklärung so universell wie einfach sinnfällig anmutet, passiert sie prompt dieses Loch, durch das sie fortwährend (kunstvoll) ausgespült wird, um an ihren Rändern, eben dieses Loch beschreibend, als Kruste zu sedimentieren. Vor dem Ausstellungsraum im Petuelpark wird eine Limousine geparkt – Fetisch und Vehikel in einem … das Akronym für BMW könnte statt Bayrische Motoren Werke genauso gut Beautiful Masturbating Women oder Bad Men Workaholic heißen …"

Die Balkoniade im Hamburger Stadtteil Steilshoop wurde 2009 von Ulrich Mattes im Auftrag des Vereins KiöR (Kunst im öffentlichen Raum) veranstaltet. Zum 40-jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung in Steilshoop fanden am 12. Juli 2009 innerhalb des Architektursommers auf den Balkonen des Quartiers Aktionen in der ganzen Bandbreite künstlerischen Handelns statt – von bildnerischen Eingriffen bis hin zu Performances, Lesungen, Schauspiel und Musik, wie es in der Ankündigung hieß.
Es nahmen ca. 20 Künstler/innen teil. Aber auch die Steilshooper/innen sollten mit ihren Ideen den fünfstündigen Rundgang bereichern. Ich las den Text "Über das Hängen ohne Grund – Der Balkon, ein ästhetisches Monstrum", der in diesem E-Book enthalten ist (und bereits Mitte der Achtziger Jahre in der "taz hamburg" veröffentlicht wurde). Den Katalog als E-Book zum Projekt erhält man unter der ISBN 978-3-938218-33-4 im Buchhandel für 7,- € oder über den hyperzine verlag.

Der Katalog zur Ausstellung "Wir nennen es Hamburg – Interdisziplinäres Kunstfestival 2008/2009" im Hamburger Kunstverein wurde herausgegeben von Meike Behm, Amelie Deuflhard, Yilmaz Dziewior, Nadine Jessen, Corinna Koch und András Siebold. Er enthält Texte u. a. von Klaus Witzeling, Belinda Grace Gardner, Britta Peters, Roger Behrens, Armin Chodzinski und mir. Mein Text beschäftigt sich mit der Geschichte der Off-Kultur Hamburgs. Die Ausstellung war sehr umstritten, nicht nur, weil es wirkte, als bediene sich die Kulturbehörde der in den "Subkulturen" entstandenen Kunstformen und benutze diese als Aushängeschild einer vielfältigen Kunstszene, mit der man sich zwar schmückt, für die aber viel zu wenig getan wird. Die Künstler sollten dem Katalog, dessen Auflage zum Teil in einer exklusiven Edition in einer Box für 60.- Euro verkauft wurde, ein Unikat beilegen, für das sie aber kein Geld bekamen. So interessant mein Text auch zur Historie Auskunft geben mag, es bleibt ein schlechter Beigeschmack an diesem Projekt.

In dieser Anthologie für Literatur aus Hamburg (Jahrgang 2008/2009) ist das vierte Kapitel ("Jill, das Chintzwesen") meines 2011 veröffentlichten Romans Stadt unter abgedruckt.

Textauszug:

Es war Dienstagmorgen, als Marc die Füße an die Pedalerie seines vor dem Schiffsverladeplatz abgestellten Wagens setzte. Auf den gekrümmten Pflastersteinen, deren Oberfläche ihm heute wie der schuppige Panzer eines riesigen Gürteltiers erschien, fuhr er hoch auf die Hauptstraße. Das Gürteltier wird sich eines Nachts erheben und die Unterstadt mitnehmen, dachte er beim Schalten in den zweiten Gang …

Für die vierte Ausgabe des Magazins Kultur & Gespenster aus dem Textem Verlag verfasste ich den Essay "Zur Kultur des (Des-)Interesses". Es geht um "Ausbruchsversuche (aus) der totalitären Mitte", um Haufenbildung und Vortäuschung wichtiger Tatsachen.

"Die K(d)DI schärft sich im Schlaf des vollen Bewusstseins. Sie äugelt leicht depressiv und ist chronisch verstimmt. Sie lauert und hält sich im Hintergrund. Manchmal schlägt sie nicht zu. Meistens. Eigentlich fast immer. Doch ihre Anwesenheit macht die Dinge abspaltbar. Nicht alles, was sie in Augenschein nimmt, missfällt ihr. Sie schätzt den wahren Ausspruch und kann Getroffenes und Nachgeäfftes unterscheiden. Die Kultur (des) DesInteresses erzeugt sich aus dem Moment heraus, sie ist steinalt und so neu wie das Morgen. In ihrem eigenen (Des)Interesse absorbiert sie, was als Nichtiges den geistigen Verdauungsvorgang stört und ausgeschieden werden muss. Sie ist genervt von der Vielfalt der Erscheinungen, die allzu oft ihre Wurzel in der simplen Täuschung besitzen und die sich – Jahre später – von selbst entlarven. Alle werden es dann gewusst haben. Als wäre Gegenwart das Nachziehen eines Beines."

Das zehnte Hamburger Jahrbuch für Literatur enthält meine Erzählung "Billstedt revisited", die auch in meinem Erzählband TV Lounge nachzulesen ist.

Textauszug:

"Was macht ihr denn hier", fragte ein 1.95 m großer, kräftiger Mann mit schmierigen Haaren, die lasch herunterhingen, als wären sie lange schwarze Tintenfisch-Spaghetti, in einem Ton, für den man den Unterkiefer schon ein bisschen nach vorne schieben muss.
Kiebig, provokant, als wolle er sich zum Puffer unserer harmlosen Aggressionen machen, baute er sich vor uns auf. Er trug eine Jeansweste mit einem großen runden BMW-Aufnäher, darunter eine dicke silberne Kette, die aus der Tasche hing und am Gürtel befestigt war. In seiner Hosentasche schien sich etwas auszubeulen, waren es Hände?
   Merkwürdig. Er sah in etwa aus wie Lemmy von Motörhead, kurz bevor er ganz alt geworden war, mit vollem Tintenfisch-Spaghetti-Haar. Der andere sagte nichts, war von eher schlaksiger Natur, hatte einen unrunden Gang, als hätte ein Schuh keine Sohle mehr. Er war eher der Typ des neurotischen Hitzkopfs, der zehn Jahre hektisch rumfuchtelte und dann einen Mann mit der Motorsäge zerlegte, nur weil er nicht in eine Tonne passte.

Dieses kostenlose, vor allem im Hamburger Schanzenviertel verteilte Stadtmagazin, das von Christoph Twickel initiiert wurde, stand im Frühjahr 2005 unter dem Thema Falschverbunden. Es war das sechste Heft in einer Reihe, die mit "Breitaufgestellt" anfing und mit jeder Ausgabe den Titel wechselte. Es ging um Gentrifizierungsaspekte, Akzeptanz-PR, Fremdschämen und Kontakte von Burschenschaften, die bis in Chefetagen reichen. In der Redaktion saßen neben Twickel u. a. Detlef Diederichsen, Andreas Blechschmidt, Tina Petersen, Britta Peters, Tina Fritsche, Sabine Rolinski, Susie Reinhardt, Andrea Ritter, Helmut Ziegler – und bei drei Ausgaben war auch ich dabei. Um das Heft zu finanzieren, feierte man bei jeder Veröffentlichung im buttclub in der Hafenstraße – und es wurden Getränke verkauft. Ich veröffentlichte in dieser Ausgabe eine Story über eine schnelllebige Beziehung, in der das Buch "Tägliche Heimsuchung" von Andrew Boyd eine zentrale Rolle zu spielen scheint. Der Story-Titel "Ich muss die Doppelhaushälfte meiner Seele verlassen" ist ein Zitat aus Andrew Boyds Ratgeber-Schrift. Eine Rezension des Buches schrieb ich für Textem.

2004 erschien in der handgefertigten Ausgabe der niederländischen Beeld-Zeitung Tilburg, deren künstlerisches Konzept und dessen Umsetzung Walter Kerkhof und Annette Paulsen besorgten, meine kurze Story "Einmal Paris – Dakar". Das Magazin wurde im A2-Format gedruckt. Inhalt: Herzfried ist erschöpft vom Kohlentragen ins obere Stockwerk, in dem Marga wohnt. Während er im Bett schläft und von der Teilnahme an der legendären Rallye träumt, bei der er allerdings mit einem Autoscooter durch die Wüste fahren muss, macht sich Marga an ihm zu schaffen. Der Akt findet seine Entsprechung in immer fantastischer werdenden Bewegungen seines Traums …

Im Wirtschaftsmagazin brandeins veröffentlichte ich im September 2002 in der Rubrik "Die Zukunft der Arbeit" literarische Porträts von Langzeitarbeitslosen. Mir ging es im Text, der "Die Unentschiedenen" betitelt wurde", auch um die Darstellung von psychischen Mechanismen, die in die Arbeitslosigkeit führen (oder vielleicht dort erst entstehen) und den Betreffenden keine Chance lassen, sich aus dem Teufelskreis zu befreien. Die Praktiken der Wirtschaft und der Arbeitsämter (so hießen sie damals noch) verursachen und zementieren die Problematiken von Menschen, die eher den Erwartungen der Gesellschaft und deren Normen entsprechen zu müssen glauben, als dass sie ihren eigenen Visionen folgen können. Unterstützt wird eher die Legende vom Arbeitslosen, der zum Millionär potenzieller Möglichkeiten wächst. Der Strich durch die Rechnung heißt: "Das Machbarkeitsprinzip". // Die Fotos zum Text produzierte Olaf Fippinger.

Die Autoren Petra Sorg und Henning Bruns gaben im Jahr 2000 im Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke die Anthologie Sehnsucht Berlin heraus. Das Buch beeinhaltet Texte und Fotos zum Mythos Berlin und dem Umgang mit diesem. Als Autoren dabei waren u.a. Kathrin Röggla, Elke Erb, Tim Staffel, Reinhard Jirgl, Elke Heinemann, Natja Brunckhorst, Tanja Dückers, Maxi Obexer, Eric T. Hansen, Gregor Mirwa und meine Person. Jenni Zylka schrieb in "der tageszeitung" über das Buch: „Gleich danach schafft es Carsten Klook, in sechs lakonischen und realistischen Porträts Menschen aus Berlin zu beschreiben und zu entdecken und dabei gleichzeitig modern und rührend altmodisch zu sein. Vielleicht liegt es an der Art und Weise, wie seine Szenen aufhören: Sie schlaffen einfach ab und sind zu Ende, etwa wie ein Antiwitz: ‚Kommt ein Mann aus der Kirche, ist der Bus weg‘".

Plat du Jour hieß im Mai 2000 eine Veranstaltungswoche zur Städtepartnerschaft Hamburg – Marseille. Neben einer Klang- und Textperformance von Dodo Schielein und Eckhard Rhode, einem extrem experimentellen Dichter, sowie diversen Kunstaktionen von Künstlern aus Marseille und Hamburg, veranstaltete ich zusammen mit dem Schriftstellerkollegen Mirko Bonné eine Lesung in einem Gelenkbus. Wir fuhren durch die alte Speicherstadt, an der Alster vorbei zur City-Nord und zurück. Abgedruckt in dieser kleinen Dokumentation wurde u. a. mein Text "Freihändig", der auch im Band "Unterirdische Absprachen" zu finden ist.

Die Herausgeberin Mechthild Bausch stellte für Nautilus den Literarischen Taschenkalender 1995 mit dem Kerouac-Thema "Unterwegs" zusammen. Neben Franz Dobler, Doris Gercke, Ernst Kahl, Daniel Dubbe, Philippe Soupault, Johannes Muggenthaler, Elliott Murphy, Robert Brack, Wiglaf Droste, Martin Hielscher und Anna Rheinsberg war auch ich vertreten – mit der Text-Collage "Fahrt". Sinneseindrücke verwischen mit den Hitzeschwaden über den Straßen. Sätze zerfetzen unter Restaurant-Impressionen, Cassettenmusik und Traumsequenzen. // Erstaunlich, dass bei all den Texten auch noch ein Kalender im einen Zentimeter starken Booklet Platz fand …

In der dritten, im März 1992 erschienenen und von Andreas Schwarz aufwändig gestalteten Ausgabe (die Seitenkanten sind zum Beispiel blau eingefärbt) des Literaturmagazins LiteraPur sind u. a. der Anfang und weitere Absätze aus meiner Romancollage "Korrektor" abgedruckt. In der exzellenten von Jürgen Abel herausgegebenen Anthologie finden sich zudem Texte von Marcel Beyer (der damals – wie einige andere hier erwähnten Autoren – noch recht unbekannt war), Anne Duden, Felix Philipp Ingold, Ginka Steinwachs, Franz Mon, Mirko Bonné, Paulus Böhmer, Joachim Helfer, Hartmut Geerken, Edmond Jabès, Bodo Hell und Gundi Feyrer. Dieses hochambitionierte Projekt trägt die ISBN 3-927602-01-9 … und wird dennoch nur noch schwer erhältlich sein. Roger Behrens schrieb eine kurze Rezension über diese Ausgabe.

Die erste Ausgabe des Hamburger Jahrbuchs für Literatur erschien im Januar 1992, bekam den Namen Ziegel und sah tatsächlich aus wie ein Backstein. Die erste Super-Anthologie aus Hamburg (491 hochformatige Seiten hatte sie) enthält auch elf Textsegmente aus meinem experimentellen Roman "Korrektor", der erst im Jahr 2005 – nach einer langen, langen Odyssee durch die Verlagswelt – im Textem Verlag veröffentlicht wurde.

"Ich habe lange herumgetüftelt, bevor ich zwischen 1988 und 1991 meine Form für den Stoff fand. Peter Wawerzineks Anti-Roman 'Nix' und die Beschäftigung mit Surfiction, wie Raymond Federman sie u. a. in seinem Buch 'Die Stimme im Schrank' praktizierte, hatten großen Einfluss auf mich. Eine Art Free Jazz der Literatur … ausgehend von bestimmten Inhalten, Nuclei, die durch Assoziationen, verschlungene Satzgirlanden und Wortspiele umgarnt wurden – das gefiel mir sehr. Ich benutzte diese Stilmittel auch für den 'Korrektor' und verband auch Pop-Zitate mit tiefenpsychologisch betrachteten Zusammenhängen." (Aus einem Gespräch zwischen dem Verleger Gustav Mechlenburg und mir.)

Hamburg literarisch, 1989 herausgegeben von der Hamburger Kulturbehörde, war zwar keine Anthologie, mehr ein Branchen- und Telefonbuch, aber auch hier war ich vertreten. Wenn auch nur mit einer Mini-Bio-Bibliografie: Der Eintrag "… begann nach einem abgebrochenen Germanistikstudium mit journalistischer Arbeit und tritt seit 1985 als Gitarrist bei Popveranstaltungen auf …" erheiterte in seiner Reduziertheit. Uwe Herms schrieb im Vorwort: "Die neue Generation der Wohlstandskinder ist pragmatisch genug, ihr Talent in die journalistisch-literarische Fast-Food-Produktion zu stecken. Neue Stadtmagazine und Zeitungen erlauben den hurtigen Outlet, die rasche Bestätigung der Schreibbegabung, das schnelle Nämchen, die Rolle im Betrieb. Phantasie und Originalität sind dort eher zu finden, als in den traditionellen Genres der Literatur. Die literarische Feuilleton-Kultur der Wiener Café-Häuser findet ihre moderne Variante in der hamburgischen Szene. (...) Evident ist auch ein anarchisches, vielleicht bewußtseinarmes Desinteresse der jüngeren Autoren an der Selbstorganisation in Verbänden zur Wahrung der wirtschaftlichen und rechtlichen Belange. Eine gewisse Dschungelhaftigkeit des Kulturscenarios, der 'zweiten Natur', in der sich die Kinder der Metropole bewegen, verbunden mit beruflicher Aussichtslosigkeit anderweitig, begünstigt die Einzel- oder Cliquen-Kämpferhaltung in allen Bereichen, so wenig ergebnisreich sie auf lange Sicht auch sein mag". Ich fühlte mich angesprochen, wenn ich auch a) kein Wohlstandskind war und b) meine Abneigung gegen Verbände damals nicht aus Bewusstseinsarmut, sondern aus dem Bewusstsein des Kampfes gegen Vereinnahmungs- und Nivellierungs-Tendenzen im Literaturbetrieb entsprang. Oha, klingt das programmatisch …

Das Literaturzentrum lit Hamburg lud 1988 lauter illustre Namen zu Lesungen in Altona ein. Uwe Wandrey förderte die Hamburg-Stipendiaten, die in jenem Jahr den Förderpreis gewonnen hatten, indem er einen Leseabend im Nernstweg in der "werkstatt 3" veranstaltete und moderierte. Diverse Stockwerke über dieser extrem holzigen Restauration residierte damals übrigens auch die Redaktion der "taz hamburg". Das Büchlein enthält Texte aller beteiligten Schriftsteller. Ich steuerte die Dialogszene "Zitzek rein, nur Du!" bei, die auch in meinem Poesie- und Prosaminiaturen-Band "Unterirdische Absprachen" enthalten ist. 

Michael Suntrop und Wolfgang Rüger gaben 1985 die Anthologie piranha heraus, eine "Zeitschrift für neue Literatur und Kunst". Darin veröffentlichten u. a. Jörg Burkhard, Andreas Mand, Michael Kellner, Bettina Sefkow und Ulli Dörrie Gedichte und Texte. Nicht nur Mariola Brillowska steuerte Zeichnungen bei. Ich durfte mitschreiben, entwarf einen Dreizeiler und eine knapp gehaltene Pseudoweltraumromanze. Dabei war ich einer merkwürdigen Vorstellung von literarischer New-Romantic-Attitüde meets Bowies-Space-Oddity-Fantasterei aufgesessen. What? Niemand hat mich je darauf angesprochen. Vielleicht auch besser so … es war mein erster Beitrag in einer richtigen Literaturzeitschrift.

In diesem von Götz Achilles redaktionell betreuten Organ zur subkulturellen Bekanntmachung von Konzerten, die im kir gegen Mitte der Achtziger über die Bühne gingen, fand sich Platz für Randnotizen aller Art. So wurde auch mein experimentelles Sexgedicht "Lunfenkuss" in einer Auflage von 10.000 Exemplaren gedruckt und kostenlos verteilt. Der Clubbesitzer Clemens Grün ließ sich diese Postille einiges kosten. Dekaden später fand das Gedicht auch Eingang in meinen Band "Unterirdische Absprachen". Klaus Maeck, heute zusammen mit Fatih Akin u. a. Mitbesitzer der Filmproduktionsfirma Corazón, veranstaltete die Konzerte. Im Januar´85 spielten Surplus Stock, The Lowest Note, The Stingrays, Don´t tell the snakes, die grandiosen Exit Out sowie Die Kastrierten Philosophen. Things happened!

Neben einem Interview, das ich mit der Band Gun Club führte (währenddessen Mastermind, Gitarrist und Sänger Jeffrey Lee Pierce zwanzig Minuten auf dem Tisch lag, bevor er aufwachte und plötzlich schrie: "Was hat das alles mit Sun Ra zu tun?! Ich will eine Erklärung!") enthält die Erstausgabe des Magazins der Independent-Disko kir in der Max-Brauer-Allee 241 eine lange Kolumne von Carsten Klook. Es schrieben weiterhin Alfred Hilsberg, der Filmkritiker Gad Klein, Klaus Maeck und Alf Burchardt. Der Grafiker Hark Weidling gestaltete das kleine Juwel. In jenem November traten u. a. The Beauty Contest sowie die Comateens auf. 1984, das orwellsche Jahr. Unter dem Titel POESIE war auch mein Gedicht "Göttin der Nacht" abgedruckt. Die Göttin stand hinter dem Tresen, war meine Freundin und mixte mir kostenlose Drinks. Und der DJ spielte die Psychedelic Furs: "Heaven"!